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Kenin & Peter Jenny

Ennenda, Park des Gemeindehauses: Kenin entdeckt den "Schiefertisch" von Peter Jenny. Er fragt sich, ob es Absicht ist, dass der Tisch rostet.
Kenin_Schiefertisch

MINIPORTRÄT DER / DES JUGENDLICHEN

Name: Kenin
Alter: 18 Jahre

Deine/Ihre Lieblingszeit? Im Sommer früh morgens um 5.00 Uhr..
Was ist der Duft der Freude? Der Duft des Waldes am Morgen nach einer Regennacht.
Was ist dein/Ihr Lieblingsversteck? In den Bergen, weil ich dann alle Gedanken hinter mir lassen kann.

MINIPORTRÄT DER / DES JUGENDLICHEN

Name: Kenin
Alter: 18 Jahre

Deine/Ihre Lieblingszeit? Im Sommer früh morgens um 5.00 Uhr..
Was ist der Duft der Freude? Der Duft des Waldes am Morgen nach einer Regennacht.
Was ist dein/Ihr Lieblingsversteck? In den Bergen, weil ich dann alle Gedanken hinter mir lassen kann.

MINIPORTRÄT DES KÜNSTLERS / DER KÜNSTLERIN

Name: Peter Jenny
Geburtsjahr: (*1942)

Deine/Ihre Lieblingszeit? Die sehr frühen Morgenstunden.
Was ist der Duft der Freude? Taufrisches Gras, unmittelbar nach dem Schnitt..
Was ist dein/Ihr Lieblingsversteck? Ich kann schweigen..

schiefertisch

Peter Jenny, Schiefertisch, 2011 © Foto: Peter Meier

Künstler*in: Peter Jenny (*1942)
Titel des Werks: Schiefertisch
Jahr: 2011
Technik: Installation (Stahlbeine im Biedermeierstil, Schiefer, Sockel aus Beton)
Dimensionen: Etwa 2m x 1.5m x 1.5m
Ausstellungsort: Park des Gemeindehauses in Ennenda, Kanton Glarus

MINIPORTRÄT DES KÜNSTLERS / DER KÜNSTLERIN

Name: Peter Jenny
Geburtsjahr: (*1942)

Deine/Ihre Lieblingszeit? Die sehr frühen Morgenstunden.
Was ist der Duft der Freude? Taufrisches Gras, unmittelbar nach dem Schnitt..
Was ist dein/Ihr Lieblingsversteck? Ich kann schweigen..

Transkript der Episode

 

Hallo zusammen, ich heisse Kenin, ich bin achtzehn Jahre alt und ich wohne in Ennenda.

 

Kunst bedeutet für mich, mich ausdrücken zu können und meine Gefühle zu kommunizieren ohne Worte – damit meine ich auch Personen dessen Sprache ich nicht verstehe oder nicht sprechen kann.

 

Heute habe ich eine Begegnung von Peter Jenny in Ennenda. Kommt ihr auch mit?

 

Wir sind von Glarus hinüber nach Ennenda spaziert, wir sind nicht weit vom Gemeindehaus weg. Es ist ein sehr heisser Sommertag und man sieht bereits den kleinen Park um das Gemeindehaus herum. 

Wir haben jetzt das Kunstwerk gefunden. Es ist ein grosser, schräger und hohler Tisch aus Metall. Und er steht auf einem Sockel. Durch die Lücke im Tisch kann man eine Inschrift lesen.

Das Kunstwerk heisst “Schiefertisch” von Peter Jenny. Das Werk befindet sich vor dem Gemeindegebäude von Ennenda im Kanton Glarus. Das Werk wurde 2012 realisiert. Das Werk besteht aus einem Sockel aus Beton und Stahlbeinen im Biedermeierstil. Das Werk ist etwa zwei Meter lang, eineinhalb Meter breit und etwa eineinhalb Meter hoch. 

Ich habe nun noch einige Fragen an Peter Jenny.

PETER JENNY: Hallo Kenin, dein Interesse für den Tisch freut mich. Neugierde und Fragen sind die Grundlagen der Wahrnehmung. Dies gilt auch für Tischgespräche. Und das schönste dabei ist, die Fragen und Antworten sind fliessend – richtig und falsch werden wandelbar. Phantasie soll nicht ausgehebelt werden, sondern Anregung bezüglich des Meinungsaustauschs bewirken. 

KENIN: Mich nimmt es Wunder, warum es im Werk “Schiefertisch” keinen Schiefer hat und ein grosses Loch in der Mitte vom Tisch ist. Und warum hast du gerade einen Tisch ausgewählt als Möbelstück und nicht etwas anderes, wie einen Stuhl? 

PETER JENNY: Genau genommen ist die Bezeichnung Tisch ja eher ungenügend. Gestaltet wurde die Erinnerung an einen Tisch. Realistisch sieht ein Tisch ja weissgott anders aus. Der Stil erinnert an Biedermeier. Die Ausgangslage für dieses Denkmal war unser eigener Esstisch, der seit vielen Jahren in unserer Familie steht. Die Masse sind millimetergenau identisch mit unserem Möbel. Neu ist vor dem Gemeindehaus in Ennenda dient es dem geistigen Gebrauch, gegessen wird nach wie vor zu Hause.

1616 erfand ein hessischer Tischler, der in Ennenda arbeitete, den Schiefertisch. Hartholz war teuer. Der Schiefer aus dem Sernftal günstiger. In Ennenda wurde einer der ersten Exportartikel produziert und damit Arbeitsplätze und Auskommen ermöglicht. Die Stiftung Pro Ennenda gab mir den Auftrag, dafür ein Zeichen zu entwerfen, das im öffentlichen Raum an die einstige Pioniertat erinnert. 2011 war es dann soweit. Das Zeichen oder Denkmal – besser gesagt: Denk mal nach. – wurde eingeweiht. Das Resultat war zwar ein Tisch, der aber kein Tisch sein wollte. Wir finden es normal, uns an einen Tisch zu setzen, aber sich an einen Tisch denken, wird schon schwieriger, weil sich Sitzen und Denken zwar nicht ausschliessen, aber eine andere Form benötigen. 

Wenn es um das Mitdenken geht, oder das Andenken. Anregung liefert auch das Wort “Schiefer”. Aus der Bezeichnung Schiefertisch bietet sich der Tisch in Schräglage an. Die gewollte Doppeldeutigkeit ergibt sich von selbst, wenn wir uns auf das Wort- und Formenspiel einlassen. Aus dem Rahmen fallen ist gewollt, genau wie die Schieferplatte, die hier unter dem Tisch liegt. Aus der Geschichte wird Gegenwart und aus der Gegenwart wird Geschichte. Der Sockel verändert die übliche Tischhöhe des Tischs, hebt ab, schwebt, besonders wenn das Gras der umgebenden Wiese hoch steht. Das Gras bestimmte die Sockelhöhe, der Tisch wird entrückt. 

KENIN: Eine andere Frage zum Kunstwerk wäre, ob es mit Absicht rostet. 

PETER JENNY: Eine der häufigsten Fragen ist: warum rostet der Tischrahmen? Nun, ich lasse Rost zu. Er entsteht durch einen natürlichen Prozess. Darüber hinaus lädt Rost nicht gerade dazu ein, den Denktisch mit einem Esstisch zu verwechseln. Berührung wird nicht angestrebt bei diesem Objekt.

Kenin, ich möchte dir herzlich danken für deine Fragen. Du hast mich zur Erklärung des Entwurfsprozesses angeregt. In Wirklichkeit findet dieser natürlich in einem wilden Durcheinander statt. Die Reflexion kann aber durchaus im Nachhinein erfolgen.

Dank auch an Benjamin Siegrist für die Umsetzung der Schrift, die er in der Bilderhauerei von Daniel Ledergerber ausführen durfte. Und natürlich der Stiftung Pro Ennenda mit dem Vorsitzenden Jürg Walcher, die mir erlaubte, ein Zeichen zu setzen für kreative Handwerker, die vor hunderten von Jahren in Ennenda wirkten und es verstanden, aus der Not eine Tugend zu machen.

°°

"ART'S COOL" oder "Art is cool"!

Dies ist eine Begegnung mit einem zeitgenössischen Kunstwerk in der Schweiz, betrachtet, erkundet, und hinterfragt von jungen Menschen. Auf die Fragen der Jugendlichen geben wiederum die Künstlerin oder der Künstler auf ihre Weise eine Antwort. Ganz einfach, nicht?

In dieser zweiten Saison lädt unser Podcast dich ein, Werke ausserhalb der üblichen Ausstellungsorte zu besuchen, meistens im Freien! Fast jede Woche entdecken wir gemeinsam eine künstlerische Schöpfung, die irgendwo in der Schweiz im öffentlichen Raum zu finden ist.

Heute ging es um "Schiefertisch" von Peter Jenny, untersucht vom neugierigen Blick von Kenin. Verpasse nicht, das Kunstwerk in Wirklichkeit selber zu entdecken, und zwar in der vor dem Gemeindegebäude in Ennenda im Kanton Glarus.

Sammle zeitgenössische Kunst mit deinen Ohren! Die Webseite artscool.ch/de präsentiert alle Episoden, die seit Herbst 2021 ausgestrahlt wurden. Eine vielfältige und wachsende Sammlung! Ausserdem findest du dort alle Portraits der jugendlichen Fans der zeitgenössischen Kunst, die Kurzbiographien der interviewten Künstlerinnen und Künstler und die Bilder der Werke.

Falls du zur Verbreitung des Podcasts ART’S COOL beitragen möchtest, zögere nicht… in deinem Umfeld darüber zu sprechen, den Podcast auf deiner bevorzugten Plattform zu abonnieren und mit fünf Sternen zu bewerten. Du kannst uns auch auf Instagram folgen unter dem Account young_pods.

Der Podcast ART’S COOL wird realisiert und ausgestrahlt mit der grosszügigen Unterstützung der Loterie Romande, dem Migros-Kulturprozent, der Oertli-Stiftung, der Sandoz-Familienstiftung, den Kantonen Aargau, Basel-Stadt, Bern, Genf, Glarus, Graubünden, Obwalden, Sankt Gallen, Solothurn, Thurgau, Waadt, Wallis, Zug, Zürich, und den Städten Winterthur, Yverdon-les-bains, Zug und Zürich.

Mit der Stimme von Florence Grivel in der französischen Version und Stephan Kyburz in der deutschen Version.
Musik and Sounddesign von Christophe Gonet.

Dies ist eine Produktion Young Pods.