Hallo, mein Name ist Alexia.
Ich bin fünfzehn Jahre alt und wohne in La Chaux-de-Fonds.
Kunst ist für mich grossartig, weil sie über alles spricht.
Und ich habe ein Rendez-vous mit einem Kunstwerk im Kunstmuseum von La Chaux-de-Fonds.
Kommst du mit?
ALEXIA
Hallo, ich suche ein Werk von Adrian Schiess.
EMPFANG DES MUSEUMS:
Es befindet sich gleich im ersten Stockwerk.
ALEXIA
Danke!
Ich mache mich auf den Weg nach oben und wir kommen in den ersten Raum, wo es eine etwas seltsame Decke gibt. Ich sehe eine grosse, Platte, die komplett mit Petrolfarbe überzogen ist. Es ist ein Rechteck, das auf dem Boden liegt. Das erinnert mich ein bisschen an das Meer am Abend. Und es bringt mich ein bisschen zum Schmunzeln, weil es nicht viel hergibt. Es ist sehr neutral.
Jetzt möchte ich wissen, worum es sich handelt: Es handelt sich um ein Werk von Adrian Schiess, das keinen Titel hat und 1989 erschaffen wurde. Es handelt sich um eine Spanplatte, die mit Autolack überzogen ist. Es ist 103 x 280 cm groß. Wir befinden uns in Saal 1 "Skulpturen" des Kunstmuseums von La Chaux-de-Fonds. Daher hat mir die Beschreibung nicht wirklich weitergeholfen, denn ich bin immer ein wenig verblüfft. Ich gehe also um das Werk herum: Man sieht Reflexionen, die Farbe ist ein bisschen glänzend. Es ist eine Karosserielackierung, daher glänzt es oft.
Meine Fragen an den Künstler:
- Warum diese Farbe und nicht eine andere?
- Und warum ist der Stil so neutral?
- Und warum liegt das Bild auf dem Boden und hängt nicht an der Wand?
- Und ich frage mich auch, warum es keinen Titel hat, obwohl Werke normalerweise einen Titel haben.
ADRIAN SCHIESS:
Hallo Alexia.
Ich werde versuchen, deine Fragen zu beantworten.
Du fragst mich, warum diese Farbe und nicht eine andere? Weisst du, wenn ich ein Werk ausstelle, wird es oft zusammen mit anderen Werken in anderen Farben präsentiert. Und um dir genauer zu antworten: Damals hatte ich mein Atelier in Meisterschwanden, im Aargau, am Hallwilersee. Die Umgebung dort mit dem See hat mich bei der Wahl dieser Farbe beeinflusst.
Ich werde versuchen, deine zweite Frage zu beantworten: Warum ist der Stil so neutral? Normalerweise stelle ich diese Platten als Ganzes aus, in grosser Zahl und in verschiedenen Farben. Aber im Museum in La Chaux-de-Fonds siehst du nur eine einzige. Und das ist für mich eher ein Fragment dieses Gesamtwerks. Vielleicht hast du gesehen, dass es sich nicht um ein Gemälde auf Leinwand handelt. Es ist eine Farbe auf Spanplatte, die es mir ermöglicht, in diesem, wie du so schön sagst, "neutralen" Stil zu malen. Und der Glanz erzeugt die Reflexionen der Umgebung, von dem, was um mich herum passiert. Wenn du ein wenig um das Werk herumgelaufen bist, hast du vielleicht gesehen, wie sich die Reflexionen auf seiner Oberfläche verändern
Warum kein Titel? Ich wollte dir so viel Freiheit wie möglich geben, um dieses Bild zu entdecken. Mir scheint, dass ich mit einem Titel diese Freiheit, diese Offenheit zerstöre. Ich möchte dir die Möglichkeit geben, deine eigene Malerei zu entdecken.
Alles Gute für dich, Alexia.
Ciao!
°°
"ART'S COOL" oder "Art is cool"!
Dies ist eine Begegnung mit einem zeitgenössischen Kunstwerk in der Schweiz, betrachtet, erkundet, und hinterfragt von jungen Menschen. Auf die Fragen der Jugendlichen geben wiederum die Künstlerin oder der Künstler auf ihre Weise eine Antwort. Ganz einfach, nicht?
Heute ging es um Ohne Titel von Adrian Schiess, das von Alexias neugierigem Blick untersucht wurde.
Verpasse nicht das Kunstwerk in Wirklichkeit selber zu entdecken, im Musée des beaux-arts La Chaux-de-Fonds.
Und sammle zeitgenössische Kunst mit deinen Ohren!
Triff fast jede Woche auf eine neue Episode um deine eigene Sammlung zu komplettieren – jedes Mal mit einem anderen Fokus zu einem Kunstwerk in der Schweiz.
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Der Podcast ART’S COOL wird realisiert und ausgestrahlt mit der grosszügigen Unterstützung der Loterie Romande, Pro Helvetia, der Fondation Gandur pour la Jeunesse, der Ernst Göhner Stiftung, der Oertli-Stiftung, der Sandoz-Familienstiftung und dem Migros-Kulturprozent.
Mit der Stimme von Florence Grivel in der französischen Version und Stephan Kyburz in der deutschen Version.
Musik and Sounddesign von Christophe Gonet.
Dies ist eine Produktion Young Pods (youngpods.ch).