Hoi zusammen, ich bin Shania, ich wohne in Würenlos, und bin im Moment 18 Jahre alt.
Kunst bedeutet für mich eigentlich ganz viel. Es ist etwas Wichtiges auch in meinem Leben, und es ist etwas Vielfältiges, etwas ohne Grenzen, das eine Emotion bei jemandem auslöst.
Heute habe ich eine Begegnung mit dem Künstler Roland Herzog und wir betrachten sein Kunstwerk hier in Wettingen. Kommt ihr auch mit?
SHANIA: Wir befinden uns hier auf der Klosterhalbinsel, ich komme jeweils mit dem Velo hierhin an die Schule und fahre vor dieses Gebäude. Dies ist die Mensa und unten drin die Cafeteria von unserer Schule. Auf der Klosterhalbinsel befindet sich die Kantonsschule Wettingen und diese ist auf ganz viele Gebäude aufgeteilt, und eines davon ist die Mensa.
Wir befinden uns bereits vor dem Kunstwerk, und man sieht ein grosses Gebäude, rechts der Altbau und hier links der Anbau, der relativ dunkel aussieht schon von Weitem. Es sind Aluminiumplatten, die haben alle so ein Blattmuster hinein perforiert. Die Aluminiumplatten haben ein dunkles Anthrazit, würde ich sagen. Man sieht es wirklich schon von Weitem und es bildet einen recht starken Kontrast zum Rest des Gebäudes. Die Wirkung auf mich ist sehr stark, ich finde, wie gesagt, den Kontrast sehr intensiv zwischen dem Neubau und dem Altbau.
Das Kunstwerk heisst “Ornament” und ist von Roland Herzog erstellt worden. Das Werk befindet sich bei der Mensa der Kantonsschule Wettingen auf der Klosterhalbinsel und ist 2008 realisiert worden. Aussen herum ist eine perforierte Aluminiumfassade. Und das Werk ist in Zusammenarbeit mit dem Architektenkollektiv :mlzd aus Biel entstanden.
Ich habe jetzt auch noch einige Fragen an den Künstler Roland Herzog.
ROLAND HERZOG: Grüezi Shania, danke für die Fragen zu meinem Kunstwerk, welches für mich vor langer Zeit entstanden ist.
SHANIA: Und die erste Frage wäre, welche Bedeutung oder Botschaft möchten Sie uns mit diesem Werk uns vermitteln?
ROLAND HERZOG: Mein absolut erster Anknüpfungspunkt war der Park hier vom Kloster Wettingen, wo viele Pflanzen auftauchen, und mir war gleich klar, dass ich hier ein Pflanzenornament oder -motiv darüber ziehen möchte, über die ganze Fassade. Das war die erste grundsätzliche Idee auf der Bedeutungsebene. Eigentlich auf einer abstrakten Fassade sozusagen, in der Perforation hinüber zuweisen in den Park, der hier nicht ganz so präsent ist, wie wenn man im Park selber stehen würde.
SHANIA: Was hoffen Sie, dass die Menschen, die Ihr Werk betrachten, fühlen oder erfahren?
ROLAND HERZOG: Ich hoffe, dass dieses Pflanzenmuster durchdringt und ihnen eine Bereicherung ist und diese Anknüpfungspunkte machen können zum Park oder zur grünen Umgebung, die hier ist. Ich war selber überrascht über die Grösse und wie dunkel diese Fassade ist, zusammen mit der Perforation, und das war nicht nur unter meiner Kontrolle. Dies war auch eine Einschränkung durch die Materialien, die vorhanden waren.
SHANIA: Meine nächste Frage ist, wie die Resonanz der Schülerinnen und Schüler und der umliegenden Gemeinschaft war.
ROLAND HERZOG: Die konkrete Resonanz der Schülerinnen und Schüler kenne ich eigentlich nicht direkt, weil es wenig bekannt ist, das ich dies gemacht habe. Aber ich denke, es wird gut aufgenommen. Die ganze Mensa ist gut gebaut und dies liegt vor allem an den Architekten; sehr gut durchdacht, dass sie den Altbau unterteilt haben in zwei grosse Räume und den Küchenteil abgesetzt in diesem dunklen Kubus mit der Grundform eines Hauses. Das ist die Örtlichkeit, die gut eingerichtet ist und die Fassade wird, glaube ich, sehr gut aufgenommen. Es gibt auch – und dies ist beabsichtigt – durch die wenigen Fenster gibt es eine Art Lichterspiel. Man sieht nach aussen, man sieht hinten das Grün und dort kommt das pflanzliche Grün wieder in die Fassade hinein und wird so wahrgenommen. Also der Aussenraum und der Innenraum, die kommen irgendwo zusammen in den Momenten, wenn die Schülerinnen und Schüler oder die Benützer des Gebäudes nach draussen schauen.
Wie ich weiss von den Architekten, hat das Projekt ein grosses Echo ausgelöst und es gibt immer noch Personen, die sich anmelden, also Architektenteams, die hierherkommen, um es anzuschauen und zu studieren, obwohl es schon 15 Jahre her ist, also höre ich immer wieder von Leuten, die es anschauen möchten. Weil dazumal, zu der Zeit hat man noch nicht so oft mit ornamentierten oder perforierten Fassaden experimentiert. Es war auch noch ein Entwicklungsstadium. Man muss auch bedenken zwischen 2002 und 2008 ist einiges passiert auch dort in den Entwicklungen. Und diese schauen dies immer mal wieder an.
Und ich sehe, dass in den letzten Jahren immer mehr Gebäude mit dem umgehen, sei es in einem kleinen Teil vom Balkongeländer zum Beispiel, oder in einem Gebäude wo es mehr integriert ist. Ich sehe seit dann, dass es mehr auftaucht in der Architekturszene. Ob es eine direkte Folge ist, weiss ich nicht, aber ich freue mich, dass ich bei einem der ersten Projekte, die damit gearbeitet haben, dabei sein durfte.
SHANIA: Wie unterscheidet sich dieses Werk “Ornament” von Ihren bisherigen Projekten?
ROLAND HERZOG: Meine bisherigen Projekte waren hauptsächlich dreidimensional in Formen, also Skulpturen tatsächlich. Zeichnungen habe ich nur am Rande betrieben. Es war schon ein wichtiger Moment, und hier kommt einiges zusammen in der Fläche, eine Zeichnung, die eigentlich dreidimensional wirken soll, oder die die ganze Fläche beleben soll. Also das Skulpturale ist vom Gebäude und die Zeichnung, die sich darüber zieht, soll – und dies ist beabsichtigt – möglichst abwechslungsreich sein. Es soll nicht so sein, obwohl es eine technische Herstellung ist, dass es wiederholt aussieht. Mit der Wiederholung des Musters wollte ich eine Regelmässigkeit durchbrechen. Es hat in dieser Technik nur sechs Stanzwerkzeuge gegeben, mit welchen man die Maschine bestücken konnte und mein Ziel war es, über das Computerprogramm eine solche Vielfalt zu erstellen, dass es schliesslich wie eine Pflanze aussieht, die über das ganze Gebäude wächst. Ich habe mich auch bei den Figuren, also bei den Zeichnungen inspirieren lassen bei einer Pflanze, und zwar bei der Clematis, die auch eine Kletterpflanze ist, und die tendenziell eine solche Gebäudehöhe erreichen könnte, wenn es sie auch wirklich gäbe, für diese Pflanze.
Vielen Dank für deine Fragen.
Es war sehr spannend, hier Auskunft geben zu dürfen, und viel Freude bei weiteren Begegnungen mit diesem Werk.
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"ART'S COOL" oder "Art is cool"!
Dies ist eine Begegnung mit einem zeitgenössischen Kunstwerk in der Schweiz, betrachtet, erkundet, und hinterfragt von jungen Menschen. Auf die Fragen der Jugendlichen geben wiederum die Künstlerin oder der Künstler auf ihre Weise eine Antwort. Ganz einfach, nicht?
In dieser zweiten Saison lädt unser Podcast dich ein, Werke ausserhalb der üblichen Ausstellungsorte zu besuchen, meistens im Freien! Fast jede Woche entdecken wir gemeinsam eine künstlerische Schöpfung, die irgendwo in der Schweiz im öffentlichen Raum zu finden ist.
Heute ging es um das Kunstwerk "Ornament" von Roland Herzog, untersucht vom neugierigem Blick von Shania. Verpasse nicht, das Kunstwerk in Wirklichkeit selber zu entdecken, und zwar in Wettingen, bei der Mensa der Kantonsschule Wettingen auf der Klosterhalbinsel.
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Mit der Stimme von Florence Grivel in der französischen Version und Stephan Kyburz in der deutschen Version.
Musik and Sounddesign von Christophe Gonet.
Dies ist eine Produktion Young Pods.