Hallo zusammen! Ich bin Matild, bin 18 Jahre alt und komme von Zürich.
Kunst ist für mich eine Möglichkeit, sich auszudrücken und was ich mega spannend finde, ist, wenn ein Werk eine Wirkung auf den Betrachter oder die Betrachterin hat. Und Kunst hat für mich etwas sehr Meditatives auch und es ist wie eine kleine Flucht aus der Realität.
Heute habe ich eine Begegnung mit einem Kunstwerk in Altstetten Zürich.
Kommt ihr auch mit?
Wir sind gerade mit dem Bus hier am Eingang des Eichbühl-Friedhofs angekommen, und die Stimmung ist neblig und es gibt einige "Friedhofs-Vibes". Wir sehen bereits die ersten Gräber. Und wir machen uns nun auf die Suche nach dem Kunstwerk.
Auf dem Weg sieht man bereits – wenn man genau hinschaut von Weitem – eine kleine goldige Kugel und diese befindet sich am Ende einer Allee von Bäumen. Und jetzt gehen wir langsam auf die goldige Kugel zu.
Es könnte auch gerade wie in einem Film sein, also man hört schon von Weitem die Krähen und es ist alles recht grau. Ausser die Wiese, die ist grün. Und die Kugel fällt mir gleich ins Auge, weil sie mit der goldigen Farbe aus den Grautönen heraussticht.
Wir sind jetzt vor dem Kunstwerk angekommen. Wir befinden uns vor einem kleinen Teich, Kunstteich mit ganz viel Laub darin. Und die Kugel befindet sich auf dem Dach mit zwei Stützen daran, die wohl als Unterstand dienen, falls es hier mal regnet.
Das Kunstwerk heisst “Enjoy the Silence” von Ana Roldán. Das Werk befindet sich im Friedhof Eichbühl in Zürich. Und es wurde 2015 realisiert. Es ist eine Plastik aus Chromstahl, in matt-gold galvanisiert. Und der Durchmesser der Kugel ist 110cm.
Ich habe nun noch einige Fragen an Ana Roldán.
ANA ROLDÁN: Hallo Matild, schön dass du dich für meine Arbeit im Friedhof Eichbühl interessierst.
MATILD: Als erstes frage ich mich, ob zuerst der Friedhof oder das Kunstwerk da war?
ANA ROLDÁN: Zuerst war der Friedhof da. Entworfen haben ihn die Landschaftsarchitekten Fred Eicher und Ernst Graf, und die Architekten Hans und Annemarie Hubacher. Er wurde schon im Jahr 1968 fertig gebaut und er gilt unter den Fachleuten als eines der bedeutendsten Werke moderner Schweizer Landschaftsarchitektur. Ich habe die Intervention mit der Kugel erst im Jahre 2015 gemacht, als Teil einer Gruppenausstellung im öffentlichen Raum in Altstetten und Albisrieden. Es hätte nicht eine permanente Ausstellung sein sollen, sondern nur drei Monate dauern. Aber die Nachbarn haben sich organisiert und den Direktor des Friedhofs gebeten, dass die Kugel bleiben soll. Die Stadt war einverstanden und dank der Mobiliar-Sammlung, die die Arbeit gekauft und dem Friedhof ausgeliehen hat, kann die Kugel für längere Zeit dort bleiben.
MATILD: Ich frage mich auch noch, warum sie sich gerade für eine Kugel als Form entschieden hat für das Kunstwerk, und auch warum dieses Material?
ANA ROLDÁN: Weil es damit etwas Spannung in dem sonst so ruhigen Friedhof gibt – vielleicht?
MATILD: Ich frage mich auch, warum sie eine Kugel als Form für das Kunstwerk gewählt hat und warum dieses Material?
ANA ROLDÁN: Ich dachte, diese Form passt sehr gut in die Landschaft als Kontrast zu den langgezogenen, horizontalen Linien, die sich durch den Friedhof ausbreiten.
MATILD: Und ob auch noch der Teich zu dem Kunstwerk gehört? Ob hier eine Verbindung zum Wasser vorliegt oder ob das einfach willkürlich so dazu gebaut worden ist?
ANA ROLDÁN: Der Teich war Teil des Projekts der Landschaftsarchitekten, die den Friedhof gebaut haben. Er ist dort seit den 1960er Jahren.
MATILD: Ich frage mich auch, wie sie auf den Titel gekommen ist und ob es wie als Ort dienen soll, wo man sich wirklich mal die Zeit nimmt und auf diese Ruhe achtet, und somit auf dies hinweisen soll. Und auch ob die goldene Kugel auf das Ende des Lebens hinweist, weil wir uns hier auf einem Friedhof befinden?
ANA ROLDÁN: Ja, der Titel ist einerseits ein Zitat von einem Lied der Band “Depeche Mode”. Das Lied meint, dass man ohne Worte den Moment geniessen soll. Eigentlich hat diese Arbeit viel mit dem Tod zu tun. Diese Arbeit ist eine Hommage an James Lee Byars. Er hat eine ähnliche Arbeit im Jahr 1995 gemacht, dem “Monument to Language”. Allgemein ging es in seiner Arbeit vor allem um den Tod, die Ewigkeit und die Perfektion. Byars ist in Kairo gestorben und hat keinen richtigen Grabstein. Ich dachte, es würde passen, an ihn in diesem Friedhof mit dieser Form zu erinnern.
Ich hoffe, dass ich deine Fragen beantworten konnte. Vielen Dank für deine Neugier.
Ich wünsche dir viel Erfolg.
°°
ART'S COOL oder "Art is cool"!
Dies ist eine Begegnung mit einem zeitgenössischen Kunstwerk in der Schweiz, betrachtet, erkundet, und hinterfragt von jungen Menschen. Auf die Fragen der Jugendlichen geben wiederum die Künstlerin oder der Künstler auf ihre Weise eine Antwort. Ganz einfach, nicht?
In dieser zweiten Saison lädt unser Podcast dich ein, Werke ausserhalb der üblichen Ausstellungsorte zu besuchen, meistens im Freien! Fast jede Woche entdecken wir gemeinsam eine künstlerische Schöpfung, die irgendwo in der Schweiz im öffentlichen Raum zu finden ist.
Heute ging es um "Enjoy the Silence" von Ana Roldán, untersucht vom neugierigem Blick von Matild. Verpasse nicht, das Kunstwerk in Wirklichkeit selber zu entdecken, und zwar im Friedhof Eichbühl in Zürich Altstetten.
Sammle zeitgenössische Kunst mit deinen Ohren! Die Webseite artscool.ch/de präsentiert alle Episoden, die seit Herbst 2021 ausgestrahlt wurden. Eine vielfältige und wachsende Sammlung! Ausserdem findest du dort alle Portraits der jugendlichen Fans der zeitgenössischen Kunst, die Kurzbiographien der interviewten Künstlerinnen und Künstler und die Bilder der Werke.
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Der Podcast ART’S COOL wird realisiert und ausgestrahlt mit der grosszügigen Unterstützung der Loterie Romande, dem Migros-Kulturprozent, der Oertli-Stiftung, der Sandoz-Familienstiftung, den Kantonen Aargau, Basel-Stadt, Bern, Glarus, Obwalden, Sankt Gallen, Solothurn, Thurgau, Waadt, Zug, Zürich, und den Städten Winterthur, Yverdon-les-bains, Zug und Zürich.
Mit der Stimme von Florence Grivel in der französischen Version und Stephan Kyburz in der deutschen Version.
Musik and Sounddesign von Christophe Gonet.
Dies ist eine Produktion Young Pods.