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Lisa & Beat Streuli

Winterthur, Neubau des Polizeigebäudes: Lisa hat ein Rendezvous mit dem Werk "Metropolis" von Beat Streuli. Ihr gefällt das schöne Lichtspiel und der frische Eindruck.
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MINIPORTRÄT DER / DES JUGENDLICHEN

Name: Lisa
Alter: 17 Jahre

Deine/Ihre Lieblingszeit? Die Zeit nach der Schule, wenn man andere Sachen machen kann.
Was ist der Duft der Freude? In der Natur und beim Backen.
Was ist dein/Ihr Lieblingsversteck? In meinem Zimmer ganz oben im 2. Stockwerk, da gibt es einen kleinen Raum.

MINIPORTRÄT DER / DES JUGENDLICHEN

Name: Lisa
Alter: 17 Jahre

Deine/Ihre Lieblingszeit? Die Zeit nach der Schule, wenn man andere Sachen machen kann.
Was ist der Duft der Freude? In der Natur und beim Backen.
Was ist dein/Ihr Lieblingsversteck? In meinem Zimmer ganz oben im 2. Stockwerk, da gibt es einen kleinen Raum.

MINIPORTRÄT DES KÜNSTLERS / DER KÜNSTLERIN

Name: Beat Streuli
Geburtsjahr: (*1957)

Deine/Ihre Lieblingszeit? Alle, aber eigenartigerweise kann ich mich meistens zwischen 16 und 21 Uhr am Besten auf meine Arbeit konzentrieren.
Was ist der Duft der Freude? Der Duft des thaitischen Monoï-Öls transportiert mich sofort in den Sommer und ans Meer..
Was ist dein/Ihr Lieblingsversteck? Wahrscheinlich mein Arbeitsraum..

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Beat Streuli, Metropolis2021 © Beat Streuli

Künstler*in: Beat Streuli (*1957)
Titel des Werks: Metropolis
Jahr: 2022
Technik: Installation (mit Fotografien bedruckte, farbige Fensterscheiben)
Dimensionen: 250 cm x 75 cm (pro Fenster)
Ausstellungsort: Obermühlestrasse 5, Polizeigebäude der Stadtpolizei Winterthur

MINIPORTRÄT DES KÜNSTLERS / DER KÜNSTLERIN

Name: Beat Streuli
Geburtsjahr: (*1957)

Deine/Ihre Lieblingszeit? Alle, aber eigenartigerweise kann ich mich meistens zwischen 16 und 21 Uhr am Besten auf meine Arbeit konzentrieren.
Was ist der Duft der Freude? Der Duft des thaitischen Monoï-Öls transportiert mich sofort in den Sommer und ans Meer..
Was ist dein/Ihr Lieblingsversteck? Wahrscheinlich mein Arbeitsraum..

Transkript der Episode

Hoi miteinander, ich bin Lisa, bin siebzehn Jahre alt und ich komme aus Winterthur.

 

Kunst ist für mich etwas, das eine Nachricht verbreiten oder auch einfach Leute zusammenbringen kann.

 

Heute habe ich ein Treffen mit einem Kunstwerk von Beat Streuli in Winterthur. Kommt ihr auch mit?

 

LISA: Wir sind zusammen mit meiner Klasse vom Schulhaus zu Fuss hierher gekommen und stehen nun vor dem Gebäude der Stadtpolizei Winterthur. Es ist gross und sieht sehr neu aus und es hat schön viele Grünflächen. Wir sind jetzt hineingegangen und es ist auch sehr modern und es hat schöne Leuchten und eine schöne Vitrine, wo Gegenstände der Polizei ausgestellt werden und was sie früher und heute macht.

Wir sind jetzt in ein Sitzungszimmer hineingegangen und hier sieht man die Kunst am Bau an den Fenstern in verschiedenen Farben und es sind Fotos von Menschen aus dem Alltag. Und es vermittelt einen menschlichen Eindruck und es sieht schön aus mit den verschiedenen Farben. Es gibt ein schönes Lichtspiel und einen frischen Eindruck im Zimmer. Es sind Farben wie Pink und Blau, einfach etwas dunkler, wahrscheinlich auch wegen der Fenster. Aber insgesamt gibt es einen sehr schönen Eindruck.

Wir sind jetzt hinaufgegangen in ein anderes, grösseres Sitzungszimmer, wo es auch wieder Fenster hat, ein blaues und ein rotes. Und unterwegs haben wir auch noch andere Teile des Werks gesehen, in einem Stil, der eigentlich ein Bisschen wie Popart aussieht. Das Werk heisst “Metropolis” von Beat Streuli und es befindet sich im Polizeigebäude der Stadtpolizei Winterthur an der Obermühlestrasse 5. Es wurde 2022 realisiert und es besteht aus farbigen Fensterscheiben, die mit schwarzen Photographien bedruckt sind. Die Fenster sind 2.50 Meter auf 75 Zentimeter gross.

Jetzt habe ich noch ein paar Fragen an Beat Streuli.

BEAT STREULI: Hallo Lisa, vielen Dank für deinen Besuch im Polizeigebäude in Winterthur und deine Auseinandersetzung mit meinem Kunstwerk dort.

LISA: Meine Frage ist, weshalb gerade diese Farben gewählt worden sind.

BEAT STREULI: Es gibt einen recht banalen Ursprung dieser Farben. Es hatte mal in der New York Times, die ich ab und zu lese, einen Artikel über Fitness gegeben. Der heisst “The nine minute strength workout” und ist übrigens immer noch online. Und dieser war genau mit diesen Farben designt, wie ich sie schlussendlich verwendet habe – ungefähr auf jeden Fall diese Farben. Sie waren die erste Inspiration und dann habe ich mir genauer überlegt, was für dieses Gebäude in Frage kommt. Und ich habe einen Dreiklang gesucht, der ausgewogen ist. Nicht so simpel wie die Grundfragen Rot, Gelb und Blau, aber irgendwie das dazwischen, nämlich die Farben, die zwischen diesen Grundfarben sind: Orange, Violett, Grün, Türkis. Und auch diese Farbtöne sind dann nochmals etwas gebrochen worden, noch etwas abgemischt. Ich habe etwas gesucht, dass etwas “Modernes” hat, und auch zum modernistischen Stil des Gebäudes passt. Mit Architekten haben wir dann lange Versuche unternommen, wie gesättigt und intensiv die Farben am besten sein sollen. Irgendwie präsent und positiv, fröhlich, aber auch nicht zu überpräsent. Weil bei diesem Projekt ist es immer speziell darum gegangen abzuwägen, was möglich ist, in einem Gebäude, das der Polizei dient und wo Mitarbeitende und Besucher auf Jahre hinweg dauernd mit diesen Arbeiten zusammenleben werden müssen. Ein Polizeigebäude ist etwas ganz Spezielles. Man musste eine gewisse Ruhe und Diskretion erreichen und ganz bestimmt nichts zu Aufdringliches oder gar Lustiges oder Bizarres zu machen und dies war auch mit den Farben ein Kriterium, wie wir diese ausgewählt haben. Die Farben sind übrigens zusammengesetzt aus transparenter Folie, die zwischen der Doppelverglasung integriert ist. Und man mehrere Folien kombinieren und damit ganz genau einen Farbton erreichen.

LISA: Bei manchen Fotos sieht es so aus, als wären zwei Fotos übereinander gelegt worden und ich frage mich, wieso man dies so gemacht hat.

BEAT STREULI: Es sind tatsächlich immer Überlagerungen und Montagen aus verschiedenen Fotos, die ich in Photoshop gemacht habe. Ich wollte nicht ganz einfach Portraits machen, sondern mehr eine Struktur erreichen mit verschiedenen Ebenen, was irgendwie malerischer ist als nur direkt ein Portrait, und sich auch besser integriert in die Architektur. Etwas, das weniger eindeutig und vielschichtiger ist. Es sind meistens Portraits, aber nicht immer. Und wenn es Portraits sind, dann sind sie eben überlagert mit architektonischen Elementen oder Schriften, die ich irgendwo in Winterthur ebenfalls gesehen und aufgenommen habe. Es wurden viele kleine Details verwendet, die jemand auf einer Tour im Gebäude vielleicht plötzlich mal erkennen kann. Zum Beispiel gibt es Fragmente vom Stadtplan von Winterthur. Es gibt Wortfetzen oder Schriften, die zum Beispiel Details von lokalen Strassennamen enthalten, und so weiter.

LISA: In einigen Fotos hat es auch Element, die aussehen als wären es Löcher oder Punkte. Und ich frage mich, wieso das so ist und ob es Löcher oder Punkte sind.

BEAT STREULI: Ich denke du meinst diese Löcher, die in der Verkleidung der Bushaltestellen direkt vor dem Bahnhof in Winterthur als Stilelement verwendet worden sind. Und es sind solche Metallverblendungen, die ganz viele kleine Löcher drin haben. Dies ist also auch einfach eins dieser Motive aus dem öffentlichen Raum in Winterthur, das ich nicht wegen der Löcher verwendet habe, sondern weil sie eben an der Bushaltestelle am Bahnhof vorkommen.

LISA: Eine andere Frage ist, ob die Anordnung der Fotos relevant ist oder ob sie einfach zufällig gewählt worden ist.

BEAT STREULI: Die exakten Positionen habe ich ziemlich genau ausgewählt von Anfang an. Es kamen nur Orte in Frage, die nicht in bestimmten Sicherheitsbereichen liegen und je nach Grösse und Funktion dieser Räume haben die Motive auch nicht die Sicht zu sehr blockieren dürfen oder auch zu gross für einen Raum durften sie auch nicht sein. Und so wurde es ziemlich schnell klar, aus praktischen Gründen, wo es möglich war, ein Motiv anzubringen und wo nicht. Genau so mit den Personen, die man jetzt sieht, die Portraits, ich könnte zwar nicht im Detail erklären, wieso welches Motiv wohin platziert worden ist, aber ich habe doch sehr lange an dieser Verteilung gearbeitet, bis sie für mich ausgewogen war. Auch mit Hinblick auf das Gebäude und die Räume und die Funktionen dieser Räume. Auch insgesamt sollte es einen Rhythmus geben, die ein bisschen wie eine Choreographie auf den Fensterfassaden des Gebäudes funktioniert. Die fotografierten Leute sind übrigens in einer Art Casting ausgewählt worden. Und wir wollten eine Querschnitt erreiche aus verschiedenen Kategorien, wie jung, alt, männlich, weiblich, von der Herkunft her und so weiter. Ohne dass natürlich diese Gruppe von Personen völlig repräsentativ ist für den genauen Bevölkerungsdurchschnitt in Winterthur. Also diese Passanten, diese Leute, die aussehen wie Passanten, waren also nicht zufällig nur Passanten, sondern sie wussten, dass sie fotografiert werden und es war ganz lustig, dies mal so zu machen, irgendwie inszeniert. Aber trotzdem sollte es so aussehen, als wären es Schnappschüsse.

LISA: Wir haben nun noch einen dritten Sitzungsraum angeschaut, und sind jetzt wieder nach draussen gegangen. Und jetzt habe ich noch eine Frage: Und zwar ist es ja ein Polizeigebäude und man kann nicht immer hineingehen. Aber trotzdem sieht man die Kunst vor allem von innen sehr gut und nicht von aussen. Hat dies einen Grund?

BEAT STREULI: Man sieht die Motive am Abend, wenn es in den Innenräumen Licht hat. Und gerade im Winter, wenn es früh dunkel wird, sieht man sie schon sehr gut auch von aussen. Die geringe Sichtbarkeit von aussen am Tag kommt übrigens von der Transparenz her, die wiederum notwendig war, damit man auch in den Innenräumen nach aussen eine gute Sicht hat und die Durchsicht immer noch gewährleistet ist. Ich finde aber auch diese Technik ohnehin reizvoll, weil es ja nicht wie bei normalen Fotos, die man an die Wand hängt, die immer gleich bleiben, sondern sie verändern sich je nach Tageszeit und Sicht von innen oder von aussen ständig verändern. Und so ist es auch auf Dauer für die Benutzer des Gebäudes nicht langweilig, weil es ja kein Museum und auch keine Plakatwand ist. Wiederum integriert es sich sehr gut in die Architektur. Die meisten meiner Motive sind übrigens in Räumen, wo auch hin und wieder Publikumsverkehr herrscht, wie zum Beispiel Besprechungszimmer im Parterre oder der Eingang in die Schalterhalle, oder der grosse Besprechungs- und Rapportraum im ersten Stock.

Okay, das ist etwa das, was ich sagen kann zu deinen interessanten Fragen.

Vielen Dank für dein Interesse an meiner Arbeit und weiterhin alles Gute.

 

°°

ART'S COOL oder "Art is cool"!

Dies ist eine Begegnung mit einem zeitgenössischen Kunstwerk in der Schweiz, betrachtet, erkundet, und hinterfragt von jungen Menschen. Auf die Fragen der Jugendlichen geben wiederum die Künstlerin oder der Künstler auf ihre Weise eine Antwort. Ganz einfach, nicht?

In dieser zweiten Saison lädt unser Podcast dich ein, Werke ausserhalb der üblichen Ausstellungsorte zu besuchen, meistens im Freien! Fast jede Woche entdecken wir gemeinsam eine künstlerische Schöpfung, die irgendwo in der Schweiz im öffentlichen Raum zu finden ist.

Heute ging es um "Metropolis" von Beat Streuli, untersucht vom neugierigen Blick von Lisa. Verpasse nicht, das Kunstwerk in Wirklichkeit selber zu entdecken, und zwar im Polizeigebäude der Stadtpolizei Winterthur an der Obermühlestrasse.

Sammle zeitgenössische Kunst mit deinen Ohren! Die Webseite artscool.ch/de präsentiert alle Episoden, die seit Herbst 2021 ausgestrahlt wurden. Eine vielfältige und wachsende Sammlung! Ausserdem findest du dort alle Portraits der jugendlichen Fans der zeitgenössischen Kunst, die Kurzbiographien der interviewten Künstlerinnen und Künstler und die Bilder der Werke.

Falls du zur Verbreitung des Podcasts ART’S COOL beitragen möchtest, zögere nicht… in deinem Umfeld darüber zu sprechen, den Podcast auf deiner bevorzugten Plattform zu abonnieren und mit fünf Sternen zu bewerten. Du kannst uns auch auf Instagram folgen unter dem Account young_pods.

Der Podcast ART’S COOL wird realisiert und ausgestrahlt mit der grosszügigen Unterstützung der Loterie Romande, dem Migros-Kulturprozent, der Oertli-Stiftung, der Sandoz-Familienstiftung, den Kantonen Aargau, Basel-Stadt, Bern, Genf, Glarus, Graubünden, Obwalden, Sankt Gallen, Solothurn, Thurgau, Waadt, Wallis, Zug, Zürich, und den Städten Winterthur, Yverdon-les-bains, Zug und Zürich.

Mit der Stimme von Florence Grivel in der französischen Version und Stephan Kyburz in der deutschen Version.
Musik and Sounddesign von Christophe Gonet.

Dies ist eine Produktion Young Pods.