Hoi zusammen, mein Name ist Sabrina, ich bin sechzehn Jahre alt und ich komme aus Gottlieben. Und Kunst ist für mich etwas sehr persönliches, wo jeder seiner Kreativität freien Lauf lassen kann.
Hallo, mein Name ist Olivia, ich bin siebzehn Jahre alt und komme aus Kreuzlingen. Für mich ist Kunst etwas sehr kreatives und ich denke jeder versteht etwas anderes darunter.
Heute haben wir eine Begegnung mit einem Kunstwerk von Kerstin Kubalek und Eva Pisana. Kommt ihr auch mit?
OLIVIA: Wir sind mit dem Bus 901 hierher gefahren, nach Käsbach und die Stimmung hier ist recht ruhig, also es hat nebendran eine Strasse, aber es hat hier auch sehr viele Bäume und auch Wiesen.
SABRINA: Genau, und jetzt gehen wir das Kunstwerk suchen. Wir sind jetzt gerade einen kleinen Hügel hinaufgegangen und zu unserer rechten sehen wir ein kleines Waldstück, wo eine schöne Eiche davorsteht und daneben befindet sich das Kunstwerk.
OLIVIA: Und jetzt gehen wir es uns anschauen.
Also um das Kunstwerk herum ist es ein bisschen waldartig und es hat auch viele Wiesen und grüne Bäume und das Kunstwerk sieht aus wie ein grosser Stein, auf dem etwas drauf liegt.
SABRINA: Und man kann auch erkennen, dass der Stein wie über dem Boden schwebt. Also es hat darunter Stelzen, auf denen der Stein draufsteht. Und auf dem Stein liegt auch etwas Tuchartiges. Aber es ist aus einem festen Material gemacht.
OLIVIA: Das Kunstwerk heisst “Findling schwebend!” von Kerstin Kubalek und Eva Pisana und es befindet sich am Schrofentobelweg im Quartier Kurzrickenbach in Kreuzlingen im Kanton Thurgau.
SABRINA: Das Werk ist 2020 realisiert worden und es besteht aus Beton und Bronze.
Und jetzt haben wir noch einige Fragen an Kerstin Kubalek und Eva Pisana.
EVA PISANA: Liebe Olivia und liebe Sabrina, ich bin Eva Pisana und ich freue mich sehr, dass ihr euch für unser Kunstwerk interessiert.
KERSTIN KUBALEK: Hallo Olivia, hallo Sabrina, mein Name ist Kerstin Kubalek.
OLIVIA: Wir kamen Sie auf den Ort, wo das Kunstwerk jetzt steht?
KERSTIN KUBALEK: Der Standort wurde von der Kunstkommission Kreuzlingen ausgewählt. 2019 gab es einen Wettbewerb, eine Ausschreibung, und es sollte explizit für diesen Ort dort bei der Eiche oberhalb von Kreuzlingen ein Kunstwerk gestaltet werden, das sowohl auf die Geographie, auf die Lage, als auch auf die besondere Geschichte des Ortes eingeht. Eva Pisana und ich haben diesen Wettbewerb gewonnen und deswegen seht ihr heute unser Objekt dort unter der Eiche.
EVA PISANA: Das Gelände war vorgegeben und wir durften dann unser Werk realisieren und mussten dann dort auf dem Gelände etwas erschaffen. Das Gelände ging dann eben von diesem Hof Schrofen, bis hinunter zu diesem kleinen Teich, und eben diese Wiese, also da in diesem Bereich sollten wir etwas hinstellen. Und da haben wir diesen Ort dann ausgewählt für unseren Findling.
SABRINA: Wir fragen uns, warum es etwas Tuchartiges auf dem Stein drauf hat.
KERSTIN KUBALEK: Wenn man früher am Waldesrand entlang ging, Richtung Tobel, dann erreichte man eine Quelle und man konnte in diesem Quellwasser baden und es kamen viele Menschen dorthin, die nachweislich auch dafür bezahlt haben, dass sie dort ein Bad nehmen durften. Und unser Gedanke war, dass wir das mit diesem Tuch, das auf dem Stein liegt, in Erinnerung rufen wollten. Dass dieser Ort früher benutzt wurde, um sich zu erfrischen, um diesen schönen Ausblick zu geniessen und um die Heilquelle zu nutzen.
EVA PISANA: Das Tuch steht erstens für das Schloss, aber auch für diese Heilquelle und das Bad, dass es auch noch in dem Schloss gab. So dass wir uns vorstellen, jemand kam aus dem Schloss, aus dem Bad und hat sich auf den Stein gesetzt und hat da sein Tuch liegen lassen. Oder jemand kam gerade von der Heilquelle zurück und hat da sein Tuch liegen lassen. Und das Tuch deshalb auch aus einem sehr edlen Material, weil wir wollten irgendwo noch etwas von dem Schloss herüber retten, also ein kostbares Material benutzen.
OLIVIA: Warum schwebt der Findling?
KERSTIN KUBALEK: Ein schwebender Stein geht gegen die Sehgewohnheiten und lädt so den Betrachter ein, sich das Objekt genauer anzuschauen – das hoffen wir zumindest.
EVA PISANA: Auf die Idee, den Stein dann schweben zu lassen, kamen wir eigentlich auch durch den Ort selbst. Also, weil dieses ganze Gefühl, dass da mal ein Schloss stand und dass da eine Heilquelle war und diese riesige Eiche unter der wir den Stein dann ja auch platziert haben, hat irgendwie etwas Mystisches für uns gehabt und wir fanden dies komplett prosaisch da einfach nur so einen Stein hinzuknallen. Weil genau von der Vorstellung, dass dies auch ein echter Stein hätte sein können, der da bereits lag, und wir hätten nur noch ein Tuch drüber gehängt, sondern es sollte irgendwie auch das Zeitlose von diesem Platz dargestellt werden. Das Schwebende hat ja auch immer etwas Zeitloses und etwas Mystisches. Und deswegen schwebt der Stein.
SABRINA: Wieso ist der Findling innen drin hohl und Sie haben nicht einen echten Stein da hingelegt?
KERSTIN KUBALEK: Da sich an der Stelle des Schrofens vor vielen Millionen Jahren ein Gletscher befunden hat, gibt es immens viele Findlinge in dieser Region. Und so kamen wir eben auf einen Stein, der dies symbolisiert und eben auch wieder auf die geografische Lage hindeutet. Allerdings wäre in der Realisierung des Objektes ein richtiger, massiver Findling viel zu schwer gewesen. Denn ein solcher Findling hätte man nicht auf diese Stehlen setzen können. Und so hätten wir also den Findling nicht zum Schweben gebracht. Aber da uns das so wichtig war, haben wir da einen Kompromiss eingehen müssen und fanden die Lösung mit einem künstlichen Findling eigentlich auch ganz spannend.
EVA PISANA: Der zweite Punkt war, dass von der Verarbeitung her, wenn man einen Bronzeguss macht, man macht ja erstmal das Wachsmodell und das wird dann später in Bronze verwandelt durch das Gussverfahren. Und beim Bronzeguss entsteht dann manchmal doch eine Veränderung. Der ganze Bronzeguss kann sich verziehen oder schrumpft ein bisschen. Man kann nicht so ganz genau berechnen, wie das dann wird. Und eventuell hätte dies dann auf einen fixen, festen Stein gar nicht mehr gepasst. Deswegen haben wir es andersrum gemacht. Wir haben erst das Tuch gegossen und haben dann den Felsen darunter angepasst. So dass dies dann dazu geführt hat, das dieser Stein einfach nachgebildet wurde.
Liebe Sabrina, liebe Olivia, ich merke auch selber, dass bei moderner Kunst es ganz wichtig ist, dass man weiss, warum etwas irgendwie entstanden ist. Und bei uns kann man ja auch wirklich sehen, es gibt einige Gründe warum wir das gebaut haben, was wir dann gebaut haben. Das war also nicht nur so ein Hirngespinst, dass uns über Nacht einfiel, sondern da haben wir lange mit gerungen, mit diesem Kunstwerk auch diese Örtlichkeit repräsentieren zu können.
Dann wünsche ich euch ganz viel Glück für eure Arbeit und bin sehr gespannt. Dann verbleibe ich bis dahin, liebe Grüsse, Eva Pisana.
KERSTIN KUBALEK: Liebe Olivia, liebe Sabrina, ich freue mich, dass ihr neugierig auf unser Objekt wart. Und es gibt ja noch ganz viel hier zu entdecken im öffentlichen Raum, rund um den Bodensee, da gibt es ja die Bodensee-Kunstwege. Und da kann ich euch nur empfehlen, da euch weiter auf die Suche zu machen und viel zu entdecken.
Tschüss.
°°
"ART'S COOL" oder "Art is cool"!
Dies ist eine Begegnung mit einem zeitgenössischen Kunstwerk in der Schweiz, betrachtet, erkundet, und hinterfragt von jungen Menschen. Auf die Fragen der Jugendlichen geben wiederum die Künstlerin oder der Künstler auf ihre Weise eine Antwort. Ganz einfach, nicht?
In dieser zweiten Saison lädt unser Podcast dich ein, Werke ausserhalb der üblichen Ausstellungsorte zu besuchen, meistens im Freien! Fast jede Woche entdecken wir gemeinsam eine künstlerische Schöpfung, die irgendwo in der Schweiz im öffentlichen Raum zu finden ist.
Heute ging es um "Findling schwebend!" von Kerstin Kubalek & Eva Pisana, die von Olivia und Sabrina mit neugierigen Augen betrachtet wurden. Verpasse nicht, das Kunstwerk in Wirklichkeit selber zu entdecken, und zwar auf am Schrofentobelweg im Quartier Kurzrickenbach in Kreuzlingen im Kanton Thurgau.
Sammle zeitgenössische Kunst mit deinen Ohren! Die Webseite artscool.ch/de präsentiert alle Episoden, die seit Herbst 2021 ausgestrahlt wurden. Eine vielfältige und wachsende Sammlung! Ausserdem findest du dort alle Portraits der jugendlichen Fans der zeitgenössischen Kunst, die Kurzbiographien der interviewten Künstlerinnen und Künstler und die Bilder der Werke.
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Der Podcast ART’S COOL wird realisiert und ausgestrahlt mit der grosszügigen Unterstützung der Loterie Romande, dem Migros-Kulturprozent, der Oertli-Stiftung, der Sandoz-Familienstiftung, den Kantonen Aargau, Basel-Stadt, Bern, Genf, Glarus, Graubünden, Obwalden, Sankt Gallen, Solothurn, Thurgau, Waadt, Wallis, Zug, Zürich, und den Städten Winterthur, Yverdon-les-bains, Zug und Zürich.
Mit der Stimme von Florence Grivel in der französischen Version und Stephan Kyburz in der deutschen Version.
Musik and Sounddesign von Christophe Gonet.
Dies ist eine Produktion Young Pods.