Hallo zusammen, mein Name ist Samira, ich bin 17 Jahre alt und komme aus dem Domleschg.
Was für mich Kunst bedeutet, sind einfach Emotionen.
Heute habe ich eine Begegnung mit einem Kunstwerk von Bob Gramsma in Chur. Kommt ihr auch mit?
Wir sind hier in Chur in der Stadt bei der Schulhalle BWS. Gegenüber sind die Kantonalbank und die Swisscom. Und man sieht hier auch schon das Kunstwerk. Es ist ein altes Auto, mit einer Art Betonkugel, die oben drauf ist. Als wäre sie auf das Auto draufgefallen. Das Auto ist alt, von brauner Farbe. Das Auto sieht so aus, als wäre es am Fahren gewesen und plötzlich ein Meteorit draufgefallen ist. Wenn ich das Auto eine längere Zeit anschaue, dann erweckt sich in mir die Ängstlichkeit. Aber wenn ich nur so vorbei gehe, dann finde ich es eigentlich schön. Aber wenn ich hier länger stehe, dann kriege ich ein wenig Angst.
Das Werk heisst "Drifted Pit, OI#16231" von Bob Gramsma. Das Werk befindet sich in der Gäuggelistrasse in Chur, gerade bei der Bündner Kantonalbank. Das Werk ist 2016 realisiert worden. Das Modell ist ein Ford Taunus Ghia. Es ist aus Stahlbeton, Farbstoff und einer Schnee-Verschalung. Die Dimensionen sind 438 x 185 x 260 cm.
Ich habe noch einige Fragen an Bob Gramsma.
BOB GRAMSMA: Hoi Samira, vielen Dank für die Einladung zu diesem Gespräch.
SAMIRA Was mich Wunder nimmt ist, ob das Auto noch fahrbar war oder ob es schon kaputt war?
BOB GRAMSMA: Das Auto war noch in gutem Zustand und noch fahrbar.
SAMIRA Und wie hat man den Brocken auf dem Auto installiert? Wurde der einfach fallen gelassen oder wurde er drauf platziert?
BOB GRAMSMA: Wie dieser Betonbrocken auf das Auto kam, das ist eine längere Geschichte. Eigentlich ist es kein Betonbrocken in dem Sinne, sondern ein Loch. Die Idee war ein Auto zu machen mit einem fahrenden Loch, daher auch der Name “Drifted Pit”. Der Brocken wurde eigentlich nicht darauf platziert. Sondern es ist eine Hohlform, die auf das Auto drauf modelliert werden sollte. Dazu haben wir Schnee von der Kunsteisbahn in Chur genommen und haben das Auto komplett eingeschneit. Und dann haben wir uns von oben her durch den Schnee zum Auto hinunter gegraben, wodurch diese Form entstanden ist. Diese hohle Form, die auf dem Auto sitzt quasi, haben wir dann mit Beton ausgekleidet und trocknen lassen. Und nach einiger Zeit, als der Schnee geschmolzen war, kam die Kugel oder dieses Loch zum Vorschein.
SAMIRA Wie ist man auf die Idee gekommen, ein Auto mit einer Betonkugel in der Stadt Chur zu platzieren?
BOB GRAMSMA: Anlass für die Produktion dieser Arbeit war eine Einladung von Luciano Fasciati zur Ausstellung "AM ORT" in Chur. Das ist eine Kunstausstellung über Kunst und Musik im öffentlichen Raum im Jahr 2016. Ich nahm diese Gelegenheit zum Anlass, um mir Gedanken zu machen, was einerseits Raum ist, und auf der anderen Seite, wie es sich verhält vom privaten zum öffentlichen Raum. Wo liegen die Trennungen? Und was ist der Raum überhaupt? Wie nehmen wir Raum war? Können wir Raum sehen? Ist Raum sichtbar? Das sind die Kernfragen zu dieser Arbeit.
SAMIRA Und mich nimmt auch noch Wunder, wieso eigentlich der Brocken nur halbrund ist, und oben nicht geschlossen ist.
BOB GRAMSMA: Eigentlich ist ja kein Brocken oder Kugel, die auf dieses Auto runtergefallen ist, sondern es ist ein Raum. Es ist ein betonierter, hohler, runder Raum, oder ein Loch, das auf diesem Auto sitzt und durch die Stadt gefahren werden könnte. Nur ist dieser Raum aus Beton so schwer, das er das ganze Auto zum Stillstand gebracht hat, und dieses mobile Gefährt, dieser mobile Raum wurde eigentlich durch dieses Betonloch zum Stillstand gebracht.
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"ART'S COOL" oder "Art is cool"!
Dies ist eine Begegnung mit einem zeitgenössischen Kunstwerk in der Schweiz, betrachtet, erkundet, und hinterfragt von jungen Menschen. Auf die Fragen der Jugendlichen geben wiederum die Künstlerin oder der Künstler auf ihre Weise eine Antwort. Ganz einfach, nicht?
In dieser zweiten Saison lädt unser Podcast dich ein, Werke ausserhalb der üblichen Ausstellungsorte zu besuchen, meistens im Freien! Fast jede Woche entdecken wir gemeinsam eine künstlerische Schöpfung, die irgendwo in der Schweiz im öffentlichen Raum zu finden ist.
Heute ging es um das Kunstwerk “Drifted Pit, OI#16231” von Bob Gramsma, untersucht vom neugierigen Blick von Samira. Verpasse nicht, das Kunstwerk in Wirklichkeit selber zu entdecken, und zwar in Chur an der Gäuggelistrasse, gegenüber von der Graubündner Kantonalbank.
Sammle zeitgenössische Kunst mit deinen Ohren! Die Webseite artscool.ch/de präsentiert alle Episoden, die seit Herbst 2021 ausgestrahlt wurden. Eine vielfältige und wachsende Sammlung! Ausserdem findest du dort alle Portraits der jugendlichen Fans der zeitgenössischen Kunst, die Kurzbiographien der interviewten Künstlerinnen und Künstler und die Bilder der Werke.
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Der Podcast ART’S COOL wird realisiert und ausgestrahlt mit der grosszügigen Unterstützung der Loterie Romande, dem Migros-Kulturprozent, der Oertli-Stiftung, der Sandoz-Familienstiftung, den Kantonen Aargau, Basel-Stadt, Bern, Genf, Glarus, Graubünden, Obwalden, Sankt Gallen, Solothurn, Thurgau, Waadt, Wallis, Zug, Zürich, und den Städten Winterthur, Yverdon-les-bains, Zug und Zürich.
Mit der Stimme von Florence Grivel in der französischen Version und Stephan Kyburz in der deutschen Version.
Musik and Sounddesign von Christophe Gonet.
Dies ist eine Produktion Young Pods.