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Felix & Judith Albert

Solothurn, St. Ursenkathedrale: Felix hat ein Rendezvous mit L’ultima cena von Judith Albert. Er ist verblüfft, wie detailreich der Taufstein ausgearbeitet ist.
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MINIPORTRÄT DER / DES JUGENDLICHEN

Name: Felix
Alter: 19 Jahre

Deine/Ihre Lieblingszeit? Der Abend.
Was ist der Duft der Freude? Frisch gemahlener Kaffee.
Was ist dein/Ihr Lieblingsversteck? Die hinterste Reihe im Kino.

MINIPORTRÄT DER / DES JUGENDLICHEN

Name: Felix
Alter: 19 Jahre

Deine/Ihre Lieblingszeit? Der Abend.
Was ist der Duft der Freude? Frisch gemahlener Kaffee.
Was ist dein/Ihr Lieblingsversteck? Die hinterste Reihe im Kino.

MINIPORTRÄT DES KÜNSTLERS / DER KÜNSTLERIN

Name: Judith Albert
Geburtsjahr: (*1969)

Deine/Ihre Lieblingszeit? Die Zeitspanne kurz bevor die Sonne im Meer oder hinter den Bergen versinkt.
Was ist der Duft der Freude? Meeresluft.
Was ist dein/Ihr Lieblingsversteck? Ich habe zwei. In meinem wilden Garten hinter den Nachtkerzen, dem Baumspinat und dem kosmischen Wunder. Und vertieft, die Zeit vergessend inmitten meiner Arbeit.

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Judith Albert, Ueli Brauen, Gery Hofer und Doris Wälchli, l'ultima cena (Taufstein)2012 © Yves André

Künstler*in: Judith Albert (*1969)
Titel des Werks: L'ultima cena
Jahr: 2012
Technik: Skulptur / Installation (Marmor)
Ausstellungsort: Solothurn, St. Ursenkathedrale

MINIPORTRÄT DES KÜNSTLERS / DER KÜNSTLERIN

Name: Judith Albert
Geburtsjahr: (*1969)

Deine/Ihre Lieblingszeit? Die Zeitspanne kurz bevor die Sonne im Meer oder hinter den Bergen versinkt.
Was ist der Duft der Freude? Meeresluft.
Was ist dein/Ihr Lieblingsversteck? Ich habe zwei. In meinem wilden Garten hinter den Nachtkerzen, dem Baumspinat und dem kosmischen Wunder. Und vertieft, die Zeit vergessend inmitten meiner Arbeit.

Transkript der Episode

 

Hallo, ich bin Felix, 19 Jahre alt, und komme aus Hünikon in der Nähe von Solothurn.

 

Kunst ist für mich etwas sehr Alltägliches und Persönliches. Und es ist sehr beruhigend, wenn man sich in einem Kunstwerk verlieren kann und immer wieder neue Dinge entdeckt und so alles rundherum vergisst und in eine eigene Welt abtauchen kann.

 

Heute habe ich eine Begegnung mit dem Taufstein von Judith Albert. Kommt ihr auch mit?

 

FELIX: Ich stehe jetzt hier vor dem Haupteingang der St. Ursenkathedrale, auf der Treppe. Also es regnet und es ist ein bisschen kalt. Aber jetzt bin ich froh, dass ich hineingehen kann.

Also wir gehen jetzt in die Kathedrale hinein. Wir gehen jetzt im linken Seitenschiff nach vorne. Es ist sehr ruhig. Es brennen einige Kerzen.

Wir stehen jetzt vor dem Taufstein. Und er ist sehr cool gemacht. Es sieht so aus, als wäre ein grosses, weisses Leintuch über einen grossen Würfel gelegt worden. Es hat auch ein kleines Ornament darin, also einen Blumenkranz. Und man sieht die Falten und es ist auch schön gewellt. Aber es ist eben aus massivem Marmor. Und es sieht recht cool und modern aus.

Auf den ersten Blick sieht es eigentlich sehr schlicht aus, und es fällt gar nicht auf, aber wenn man es näher betrachtet, dann sieht man, wie detailreich es ausgearbeitet wurde. Also man kann sogar die einzelnen Fasern des Stoffes erkennen. Und eben auch die Falten. Also es wirkt sehr leicht, obwohl es ein massiver Marmorwürfel ist. Und es passt sehr gut mit dem Altar zusammen, der im gleichen Stil gemacht ist.

Die Einrichtung " l'ultima cena ”, wurde von der Künstlerin Judith Albert in Zusammenarbeit mit Ueli Brauen, Gery Hofer und Doris Wälchli geschaffen. Das Werk befindet sich in der St. Ursenkathedrale und wurde 2012 realisiert. Das Werk ist aus Marmor gefertigt.

Ich habe nun noch einige Fragen an Judith Albert.

Es würde mich sehr interessieren, wie viel Arbeit dahinter steckt? Ob es ein spezielles Handwerk ist oder ob es allenfalls sogar eine maschinelle Unterstützung gegeben hat bei dem Projekt? Weil es sehr, sehr filigran wirkt.

Und ich frage mich auch, wie man auf die Idee gekommen, aus einem schweren Material wie Marmor etwas derart optisch leichtes herzustellen? Diese Optik, wie ist die entstanden?

JUDITH ALBERT: Hallo Felix, hier ist Judith. Schön, dass du dir die Zeit genommen hast, dich mit unserem Taufstein der Chorraumgestaltung auseinanderzusetzen.

Ich habe ein Jahr in Genua gelebt und dort befindet sich der riesige Friedhof Staglieno. Dort gibt es ganz spektakuläre Grabdenkmäler – sehr viel aus Marmor und Darstellungen von Stoff und Tuch und Falten, die man überall dort findet. Ich war damals mehrmals auf dem Friedhof und habe sehr viel fotografiert.

Und als dann die Einladung zu dem Wettbewerb zur neuen Chorraumgestaltung gekommen ist, dann habe ich mich an meine Fotos erinnert. Und schon gleich zu Beginn war der Gedanke, dass eine solche []-Darstellung, wie ich sie auf dem Friedhof gesehen habe, oder eine Umsetzung aus dem harten Material, das allerdings optisch weich erscheint, ein Thema sein könnte. Diese Spannweite vom Harten zum Weichen hat mich interessiert.

Die gesamte Chorraumgestaltung muss man als ein Ganzes lesen. Wir haben dann auch beim Altar angefangen. Und wenn man an das Abendmahl und an Stoff denkt, so ist uns gleich die weltbekannte Darstellung von Leonardo Da Vinci “l’ultima cena”, das letzte Abendmahl, in den Sinn gekommen. Auf diesem Fresko aus 1494 findet das Abendmahl an einem Tisch statt, das mit einem weissen Tischtuch gedeckt ist. Bald wurde klar, dass der Altar das Herzstück unserer Chorraumgestaltung, also ein Zitat an dieses berühmte Bild werden soll. Wir haben dann den Gedanken des einfachen, reinen, weissen Leinentuch fortgesetzt, und der umhüllt jetzt auch unseren Taufstein. Die Blumenranke besteht aus acht-blättrigen Blumen, weil die Zahl 8 findet man bereits an ganz alten Tauforten. Und Acht steht für einen glücklichen Anfang.

Die Herstellung dieser Marmorarbeiten ist das klassische Handwerk eines Steinbildhauers. Und in unserem Fall auch noch im Zusammenspiel mit modernster Technik. Wir haben alle Arbeiten mit dem Stein mit einem Steinbildhaueratelier in Carrara realisiert. Vom Altar und auch vom Taufstein haben wir ein 1:1 Modell aus Ton hergestellt. Weil der weiche Ton hat es uns erlaubt, solange an den Falten zu schaffen und zu formen, bis es unseren Vorstellungen entsprochen hat. Anschliessend wurde vom Modell ein 3D-Scan gemacht. Nachher hat eine CNC-Maschine den Marmorblock in die grobe Form geschnitten. Der Altar und auch der Taufstein sind aus je einem Block gefertigt und einige Tonnen schwer.

Der Blumenkranz, der aussieht wie er gestickt wäre, die Falten und auch die Tuchstruktur waren alles Handarbeit. Du musst dir vorstellen, dass jede Linie von dieser Tuchimitation einzeln gezogen worden ist.

FELIX: Also ich frage mich auch noch, ob der Glaube eine wichtige Rolle gespielt hat oder ob dieser eine Inspirationsquelle war?

JUDITH ALBERT: Aus meiner Kindheit sind mir die Rituale aus der katholischen Kirche vertraut und dies hat mir sicher den Zugang erleichtert zu dieser komplexen Aufgabenstellung. Die St. Ursenkathedrale ist ein geschichtsträchtiges Gebäude. Architekten und Kunstschaffende haben schon lange vor uns in den vergangenen Jahrhunderten diese aussergewöhnliche Kirche geformt und gestaltet. So haben wir geschaut, welche Materialen sind bereits vorhanden, wo kann man anknüpfen, mit einer Haltung und mit Techniken von heute. Unsere Chorraumgestaltung ist schlussendlich ein Pixel in dieser Zeitspur.

FELIX: Ich frage mich auch, ob ihr vielleicht auf Widerstand gestossen seid, oder ob ihr Angst hattet, ein so modernes Kunstwerk in einen religiösen und eigentlich altmodischen Bau zu stellen? Und ob ihr Schwierigkeiten hattet bei der Realisation des Projekts?

JUDITH ALBERT: Also viel zu Reden gab der Boden im Chorraum, den wir invertiert haben. Er ist jetzt mehrheitlich schwarz mit kleinen, hellen Feldern. Und dies hat nicht allen auf Anhieb gefallen. Das hat zu vielen Diskussionen geführt und war sogar ein Zeitungsbericht wert.

Ja, Felix, jetzt hoffe ich, dass ich dir einen kleinen Einblick in die Entstehen dieses Werkes geben konnte. Und wünsche dir auch in Zukunft spannende Begegnungen mit Kunst.

 

°°

ART'S COOL oder "Art is cool"!

Dies ist eine Begegnung mit einem zeitgenössischen Kunstwerk in der Schweiz, betrachtet, erkundet, und hinterfragt von jungen Menschen. Auf die Fragen der Jugendlichen geben wiederum die Künstlerin oder der Künstler auf ihre Weise eine Antwort. Ganz einfach, nicht?

In dieser zweiten Saison lädt unser Podcast dich ein, Werke ausserhalb der üblichen Ausstellungsorte zu besuchen, meistens im Freien! Fast jede Woche entdecken wir gemeinsam eine künstlerische Schöpfung, die irgendwo in der Schweiz im öffentlichen Raum zu finden ist.

Heute ging es um L'ultima cena von Judith Albert, untersucht vom neugierigen Blick von Felix. Verpasse nicht das Kunstwerk in Wirklichkeit selber zu entdecken, und zwar in Solothurn, in der St. Ursenkathedrale.

Sammle zeitgenössische Kunst mit deinen Ohren! Die Webseite artscool.ch/de präsentiert alle Episoden, die seit Herbst 2021 ausgestrahlt wurden. Eine vielfältige und wachsende Sammlung! Ausserdem findest du dort alle Portraits der jugendlichen Fans der zeitgenössischen Kunst, die Kurzbiographien der interviewten Künstlerinnen und Künstler und die Bilder der Werke.

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Der Podcast ART’S COOL wird realisiert und ausgestrahlt mit der grosszügigen Unterstützung der Loterie Romande, dem Migros-Kulturprozent, der Oertli-Stiftung, der Sandoz-Familienstiftung, den Kantonen Aargau, Basel-Stadt, Bern, Glarus, Obwalden, Sankt Gallen, Solothurn, Thurgau, Waadt, Zug, Zürich, und den Städten Winterthur, Yverdon-les-bains, Zug und Zürich.

Mit der Stimme von Florence Grivel in der französischen Version und Stephan Kyburz in der deutschen Version.
Musik and Sounddesign von Christophe Gonet.

Dies ist eine Produktion Young Pods.